
Versteckt im Waldsaum an der Wupper liegt eines der letzten Zeuginnisse der bergischen Schneidwarentradition: der Wipperkotten in Solingen-Höhscheid. Kein modernes Museum, stattdessen ein lebendiger Schleiferkotten, in dem Handwerksgeschichte unmittelbar erlebbar ist.
Auf dem Gelände stehen zwei Fachwerkgebäude aus dem 17. Jahrhundert – erhalten und liebevoll gepflegt. Täglich entstehen hier, wie schon seit Jahrhunderten, Messer- und Klingenprodukte aus Edelstahl. Ein Mahlwerk, Wasserantrieb und handbetriebene Schleifsteine formen eine Werkstattatmosphäre, die Zeit zurückdreht und die Vergangenheit mit Gegenwart verbindet.
Ein Blick hinter die Kulissen
Wasser, Rad & Handkraft
Der Wipperkotten besitzt noch ein unterschlächtiges Wasserrad, das durch den Fluss angetrieben wird. Die Energieübertragung auf traditionelle Schleifsteine demonstriert: Arbeit basierte hier auf Ursprungskraft, bevor Elektrizität Einzug hielt
Ursprüngliches Gewerbe
Der Kotten wurde vermutlich um 1600 errichtet und erstmals 1605 urkundlich erwähnt. Seitdem ist er Zeuge kontinuierlicher Produktion, Brände, Wiederaufbau und Veränderung. Bis heute. Handelsprodukte sind Klingen für Scheren und Messer – ebenso wie Spezialstahl für Profi-Werkzeuge.
Museum und lebendiges Handwerk
m Außenkotten wird noch heute nach traditioneller Technik gearbeitet. Besucher können bei historischen Schleifertechniken (teils während der Führungen) zusehen. Seit der Flut 2021 wurde der Kotten restauriert und 2023–2025 umfangreich renoviert.
Im Wipperkotten schlagen zwei Herzen: das eines Museums und das eines lebendigen Handwerks. Hier wird kein Bild hergerichtet, hier wird gearbeitet. Jeder Funke beim Schleifen ist ein Echo bergischer Tradition. Besucher erfahren, was es heißt, eine Region zu prägen – mit Händen, Wasser und „bergischer“ Beständigkeit.
Kontakt / Info: LVR-Industriemuseum Solingen, Führungen sonn- und feiertags.